Samstag, 14. Juli 2012

Yverdon-les-Bains, Neuchatel und Glacier-Express

Drei Museen an einem Tag, geht das? Ja, das geht! Es kam so wie vorausgesehen. Das Wetter hatte sich geändert, die Wolken hingen tief und es regnete meist mehr oder weniger. Trotzdem sind wir noch nach Yverdon-les-Bains gefahren um uns die Stadt anzusehen. Sonntag morgen war sie ziemlich leer und der Regen tat wohl ein Übriges dazu. Trotzdem fanden wir die Stadt sehr schön und sehenswert.Aber der Regen trieb uns wieder zurück nach Neuchatel. Mit dem Zug in 25 Minuten auch kein Problem.
Yverdon-les-Bains

Yverdon-les-Bains
In Neuchatel hat Friedrich Dürrenmatt viele Jahre seines Lebens verbracht. Mario Botta, der berühmte Schweizer Architekt, hat für Dürrenmatts malerisches Werk dort ein großartiges Museum gebaut. Oberhalb der Stadt an der Stelle, wo Dürrenmatt viele Jahre gelebt und gearbeitet hat. Dank einer freundlichen Dame am Empfang erfahren wir schon viel über den Schriftsteller und Maler und dürfen einen Blick in seine Privatbibliothek werfen, die in Bottas Neubau an dem alten Standort seines Wohnhauses integriert ist. Dürrenmatt als Maler ist wenig bekannt und so ist dieser Museumsbesuch für uns eine „Neuentdeckung“ des überall in der Welt gespielten Dramatikers. Eine Sonderausstellung zum Maler Walter Jonas, der sehr prägend für Dürrenmatt gewesen ist, vervollständigte diese Ausstellung.

Neuchatel - Schloss
Eher zufällig führt uns der Heimweg am Historischen Museum vorbei. Wir haben zwar mittlerweile die „Welt am Sonntag“ im Rucksack, aber die Sonderausstellung Jaquet Droz zieht uns ins Museum. Droz war in der 2. Hälfte des 19. Jh. einer der führenden Uhren- und Musikautomatenhersteller der Schweiz. Seine großartigen Meisterwerke werden präsentiert und erklärt und man kommt aus dem Staunen nicht heraus wenn man sieht, mit welch unglaublicher Fertigkeit diese Uhren und Automaten gefertigt wurden. Nebenbei sehen wir uns die Geschichte der Stadt Neuenburg und der Region an, die ebenfalls sehr ausführlich dokumentiert wird.



In Neuchatel
Wir sitzen schon in der Seilbahn die uns in die Oberstadt zu unserem Hotel bringt, da entschließen wir uns, noch das „Latenium“ zu besuchen. Am Stadtrand ein vor einigen Jahren entstandenes archäologisches Museum. Wir haben es nicht bereut. Auf modernste didaktische Weise wird man mit der Besiedlungsgeschichte der Region und den Arbeiten der Archäologen vertraut gemacht. Drei sehr unterschiedliche Museen an einem Tag, das geht, zumal wenn der Regen kaum eine andere Möglichkeit offen lässt.
Nun also als Tagesabschluss doch noch ein Blick in die Zeitung und dann kommt die letzte Nacht für uns im Drei-Seen-Land. Morgen fahren wir bis Visp um dann in den Glacier-Express zu steigen, der uns nach Chur bringt.



Dort haben wir noch etwas Zeit zur Verfügung, bevor wir dann zum Flughafen nach Zürich fahren. Der Flieger geht um 20:45 h und Dank der freundlichen Dame an unserer Hotelrezeption habe ich gestern schon eingescheckt. Es sollte also alles klappen.
Und das hat es dann auch!

Fribourg

Heute, am Samstag, steht Fribourg/Freiburg auf dem Programm. Der Zug bringt uns in 50 Minuten hin. Die Stadt besitzt eines der schönsten Stadtbilder des Landes.
 Das historische Zentrum liegt auf einem Felssporn, hoch über dem Fluss Saane und besitzt mehr als 200 gotische Gebäude. Dazu kommen Fassaden, die an den deutschen Barock oder den französischen Klassizismus erinnern. Wir besorgen uns einen Stadtplan und wandern auf den empfohlenen Strecken, so haben wir fast alle wichtigen Punkte der Stadt gesehen. Sehr schön die mächtige spätgotische Saint-Nicolas Kathedrale und gleich daneben das neue Museum Jean Tinguely et Niki de Saint Phalle.

Fribourg


Fribourg - Unterstadt
Nachdem wir alles erkundet haben meldet sich der Hunger. In einem schönen Restaurant
sitzen wir draußen und genießen das leckere Menu. Langsam geht‘s dann wieder Richtung Bahnhof. In der Stadt ist viel los. Überall stehen Verkaufsstände und es sieht so aus, als ob ein besonderes Festwochenende in Freiburg bevor steht.

In Fribourg
Mit der Bahn fahren wir bis Morat/Murten. Wir sind im zweisprachigen Raum der Schweiz.
 Murat am gleichnamigen See ist eine sehr schöne, mittelalterliche Stadt. Steil fällt sie zur Seeseite ab, zur Landseite ist die mittelalterliche Stadtbefestigung noch fast komplett erhalten. Wir erfreuen uns an den schönen Gebäuden und der Blumenpracht - und schwitzen still vor uns hin, es ist nämlich wieder sehr warm. Irgendwo lesen wir 37 Grad, in der Sonne! Aber wir sind natürlich nicht immer im Schatten. Murat ist touristisch auch voll erschlossen, aber die Lage am See und das schöne Stadtbild bringen natürlich viele Gäste dorthin.
Murten - Stadttor
Murten
Die letzten 30 Minuten liegen wir am See, dann besteigen wir das Schiff nach Neuchatel und um 19 h sind wir wieder im Hotel. Wir haben einen neuen Ventilator, den wir aber nicht gebrauchen. Wir schlafen trotz der nächtlichen Wärme ganz ausgezeichnet. Unterwegs mit dem Schiff sahen wir in der Ferne eine Regenschauer nieder gehen. Sollte das Wetter sich ändern? Wir werden sehen und das Programm für morgen - unseren letzten Tag in Neuchatel - nach Wetterlage entscheiden.

Genf und Genfer See

Freitag, 29.06.2012: wir bekommen einen warmen Tag. Heute ist Genf unser Tagesziel. Schon früh fahren wir mit dem ICN in etwas über einer Stunde dorthin. Wir bummeln vom Bahnhof zur Altstadt. Es ist schon warm und ich gehe allein hoch durch die kleinen Gassen bis zur Kathedrale. Nach einer Stunde treffen wir uns wieder. Ich war inzwischen in der Kathedrale und auf dem Turm und hatte eine tolle Sicht auf die Stadt, den See und das Umland.

Genf - Kathedrale

Genf - Altstadt






Gemeinsam fahren wir mit dem Touristenbähnchen durch die engere Innenstadt und durch die Altstadt, damit haben wir einen ganz guten Überblick gewonnen. Mittlerweile ist es sehr warm geworden. Also raus aufs Wasser.

Genf - Fontaine
Wir machen eine einstündige Rundfahrt auf dem Genfer See und genießen einen tollen Blick vom Wasser auf die Stadt. Es ist unglaublich, wie viel Geld in die Villen rechts und links des Sees investiert worden ist. So was haben wir in dieser Fülle noch nirgendwo gesehen. Auch Genf selbst prunkt mit tollen Bauten - man sieht wo das Geld steckt. 130 Banken gibt es in der Stadt, die meisten davon sind Privatbanken. Da müssen unglaubliche Summen bewegt werden. Die Hitze selbst ist auf dem Schiff am Besten zu ertragen. Also starten wir den Heimweg mit einem Schiff der Genfer See Schifffahrt, zunächst bis Yvoire, einem kleinen mittelalterlichen Ort am Ostufer des Sees. Ein wunderbarer Ort - eigentlich ist er nur noch den Touristen vorbehalten, ein Restaurant neben dem anderen und kleine Geschäfte auf hohem Niveau. Natürlich ist dort viel Betrieb, aber mit der unglaublichen Blumenpracht (Yvoire ist mit einem nationalen Preis ausgezeichnet worden) und der gepflegten Atmosphäre ist der Besuch dort schon ein schönes Erlebnis. 
Yvoire am Genfer See

Blumenpracht in Yvoire
Mit dem nächsten Schiff geht es weiter bis Morges. Auch die Schiffe, mit denen wir gefahren sind, müssen erwähnt werden: Echte Schaufelraddampfer, gebaut kurz nach der Jahrhundert- wende,  fahren heute noch. Im „Untergeschoss“ kann man die riesigen Maschinen bei der Arbeit sehen und der Maschinist muss, wie früher, von Zeit zu Zeit mit der Ölkanne die Schmierung in Ordnung halten.

Schaufelraddampfer auf dem Genfer See
In Morges, auch einer der schönen Städte rund um den See, gehen wir langsam zum Bahnhof und erreichen wieder den ICN nach Neuchatel. Wir sind erst nach 19 h wieder im Hotel. Viel gegessen haben wir heute nicht - es war einfach zu warm. Wir holen uns noch ein Baguette und machen ein kleines Abendbrot auf dem Zimmer. Wein haben wir ja noch im Kühlschrank. Ganz überraschend fanden wir einen Ventilator Zimmer vor. (Aber der ist defekt). Brauchen wir auch nicht, letzte Nacht war es auch schon warm und wir haben wunderbar geschlafen (vielleicht hat uns die Niederlage der Deutschen Nationalmannschaft auch so erschöpft).

La Chaux-de-Fonds und Genfer See

Das Wetter wird immer besser, sprich, es wird jeden Tag wärmer. Heute steht zunächst mal die Bahnfahrt nach La Chaux-de-Fonds auf dem Programm. In 30 Minuten bringt uns der Regional-Express in die Berge nördlich von Neuchatel. Die Stadt ist nicht wirklich sehenswert. Vor 200 Jahren ist die mittelalterliche Stadt einmal abgebrannt - heute präsentiert sie sich als moderne Stadt mit viel Verkehr aber ohne sehenswerte Altstadt. Sehenswert ist aber das moderne Museum der Uhrmacherkunst. Die ausgestellten Exponate sind vielfältig und hochinteressant, die Ausstellung beleuchtet die Zeitmessung von der „Nicht-mechanischen Zeit“ bis zur jüngsten Spitzentechnologie.
La Chaux-de-Fonds


Automaten im Uhrenmuseum
Mittags sind wir zurück in Neuchatel und mieten noch einmal Fahrräder - diesmal leider keine e-bikes. Am Nordufer des Genfer Sees entlang fahren wir bis Bevaix und wieder zurück. Es ist warm geworden und schließlich sind wir froh im Hotel etwas ausruhen zu können. Auf unserer Hotelterrasse ist ein größerer Empfang und so gehen wir zum Abendessen zum Chinesen.  Der teilt sich mit unserem Hotel die große Terrasse, von der wir einen tollen Blick über die Stadt und den See haben. Und dann warten wir im Hotelzimmer auf das Halbfinale Deutschland gegen Italien. Mist: VERLOREN!!

Mit dem "Train au Chocolat" nach Gruyeres und Broc


Und das Wetter war gut - sogar traumhaft gut! Wir nehmen den Zug über Lausanne nach Montreux - und schon bei der ersten Kontrolle durch den Schaffner stelle ich fest, dass ich den Swiss Pass „vergessen“ habe. Schwarzfahrer nennt man so was, der Schaffner ist gnädig und lässt uns ungeschoren fahren, wenigstens die Reservierung für den Train du Chocolat konnte ich ihm vorweisen. In Montreux fehlte dann - natürlich - der Swiss Pass. Aber mit der Reservierung lässt mich die Zugbegleiterin einsteigen. Tickets im Hotel vergessen, „das kann ja mal passieren“.
Blick auf Montreux und den Genfer See

Es gibt Kaffee und Croissant zur Begrüßung und dann ist man voll ausgelastet mit „Sehen“. Eine wunderbare Fahrt in die Berge, Blick auf den Genfer See, enge Serpentinen und immer neue Ausblicke auf das Bergpanorama. In Gruyeres ist erster Stopp und Besuch der Schaukäserei. Dann bringt uns der Bus in die Altstadt von Gruyeres - hoch auf einem Bergrücken gelegen und von einem Schloss bekrönt. Sehr schön und sehr touristisch. Wir besichtigen das Schloss und machen dann eine Mittagspause in einem der vielen Restaurants.

Blick vom Schloss in die Schweizer Berge
Gruyeres
Nächster Programmpunkt ist Broc, 10 Busminuten von Gruyeres entfernt. Dort steht die berühmte Schokoladenfabrik von Cailler und Nestle. Wir haben eine Führung, alles ist perfekt organisiert für jede Menge Besuchergruppen. Die Schokoladenprobe ist umfangreich und der Shop am Ende der Führung ist eine wahre Fundgrube für Leckermäuler.

Spät am Nachmittag sind wir zurück in Montreux -  diesmal muss ich wohl für die Rückfahrt nach Neuchatel einen Fahrschein lösen! Im Hotel findet sich dann der vermisste Swiss Pass in der Hose „von gestern“.
Heute ist dann noch EURO-Halbfinale Portugal - Spanien. Wir werden es uns ansehen und den Abend mit einem Glas Wein auf dem Zimmer beenden.

Mit dem e-bike nach Biel

Nachdem wir gestern schon unseren Stadtspaziergang gemacht haben, haben wir uns heute auf die e-bikes gefreut. Obwohl wir schon kurz nach 9 Uhr bei der Verleihstation waren, gab es nur noch ein e-bike - bis nach Biel sind es aber 35 Kilometer. Während wir uns schon entschieden haben, dass ich ein „normales“ Fahrrad leihe, kommt ein e-bike zurück. So können wir dann gemeinsam motorisiert nach Biel starten. Durch Felder und Wälder, kleine Dörfer und vorbei am See machen wir eine gemütliche Fahrt. Unterwegs gibt’s beim Bauern herrliche Süßkirchen und nach drei Stunden sind wir dann in Biel.

Erlach am Bieler See
Wir hatten uns mehr von der Stadt versprochen, ganz nett, aber man muss da nicht unbedingt hin. Jedenfalls haben wir im „Al Capone“ ein leckeres Mittagessen bekommen.  
Es war schon den ganzen Morgen bedeckt und die Wolken hingen tief im Tal. Aber es war warm und trocken, ausgerechnet bis wir die kurze Distanz zum Schiffsableger fahren mussten. Na gut, es hat gestört aber es war auch nicht tragisch. Mit dem Schiff der Bieler Seeschifffahrt ging es dann über den Bieler See, den Zihlkanal und den Neuenburger See zurück nach Neuchatel. Wir hatten einen wunderbaren Urlaubstag.
Mit dem Schiff auf dem Bieler See
Das e-bike haben wir noch zurück gegeben. Erstaunlich was die Schweizer so alles machen. Nicht nur, dass die Verleihstation von 07:30 h bis 21:30h geöffnet ist, auch das Ausleihen ist - im Gegensatz zu sonstigen Schweizer Preisen - ausgesprochen billig: die ersten 4 Stunden kostenlos, dann für den Rest des Tages 5 SFR. Für einen ganzen Tag e-biken haben wir 10 SFR bezahlt. Wenn das nicht preiswert ist.
Ich schreibe den Bericht und sehe über die Stadt und den See. Es ist windstill, der Himmel ist locker bewölkt und das lässt uns hoffen für morgen. Wir wollen mit dem  „Schokoladenzug“ nach Gruyeres und weiter nach Broc zur Schokoladenfabrik von „Callier-Nestle“. Es ist nicht wegen der Schokolade, aber die Fahrt führt über Montreux auf einer tollen Strecke weit hinauf in die Berge des Haute Gruyere - und da möchte man schon gutes Wetter und gute Sicht haben.

Neuchatel

Helma schläft eine Runde (schließlich war das EM-Spiel Italien gegen England ja erst kurz vor Mitternacht zu Ende) und dann werden wir unsere erste Erkundung in Neuchatel machen.


Ein kurzer, steiler Aufstieg bringt uns zum Schloss und der Kollegiatskirche. Letztere ist komplett von außen eingerüstet. Beim Blick in das Innere sehen wir schöne gotische Bauelemente, Pfeiler, Kapitelle und Gewölbe. Ein paar Schritte weiter ist das alte Schloss, heute Sitz des Regionalparlaments. Das Gebäude ist erstklassig erhalten und bei der Restauration ist alles aufs Beste wieder hergerichtet worden. Wir wollen noch eine Innenbesichtigung machen aber wegen der Parlamentssitzungen wird das vor Donnerstag nichts werden.
Wir fahren mit der Funicolare vom Bahnhof zur Unterstadt und spazieren entlang des Sees zur Altstadt. Als erstes kommen wir zum Fahrradverleih am Hafen. Da sind wir jetzt sehr aufmerksam. Sie haben eine riesige Auswahl an Rädern einschließlich einiger e-bikes. Wir sehen uns alles genau an und versprechen, morgen wieder zu kommen. Dann spazieren wir durch die schöne Altstadt. Sie ist wesentlich belebter als heute Vormittag in Solothurn. Neuchatel ist natürlich auch um einiges größer. Es gibt in der Altstadt schöne Bauten, noch schönere Plätze und auch wieder viele Brunnen.
Wir bummeln zurück zum Hotel und entscheiden uns für eine Flasche Wein von Coop und belegte Baguette vom Bäcker. Es schmeckt wunderbar und man spart dabei nicht wenig. Die Schweizer Restaurants sind sehr (!) teuer. Das Wetter ist mittlerweile wunderbar und unter unserem Zimmerfenster sitzen die Gäste auf der Terrasse und genießen den schönen Abend.
Neuchatel